Wissenswertes - eine Investition in Wissen bringt noch die besten Zinsen.

Hier finden Sie nachfolgend ein kleines Nachschlagewerk über Begriffe rund um Psyche, Therapie und Körper. Denn mehr Wissen über Körper und Seele und deren Wirkungsweisen, bringt mehr Freiheit und Sicherheit.


Achtsamkeit

Unter Achtsamkeit versteht man, alles, was in diesem Augenblick passiert, bewusst und mit allen Sinnen wahrzunehmen. Dabei wird nur aufgenommen, was jetzt gerade da ist, was man sieht, fühlt, riecht, hört, schmeckt.

Es wird nicht beurteilt, sondern nur beobachtet.

Im Kontext einer achtsamen Lebensphilosophie, kann man Achtsamkeit auch weiter beschreiben: mit sich, seinen Mitmenschen und mit seiner Umwelt achtsam sein, auf diese Acht geben. Nicht nur das Große Ganze sehen, sondern auch mal die Froschperspektive einnehmen. Emphatisch, aufmerksam, mitfühlend sein. In sich hinein schauen, hören und fühlen und auch in sein Gegenüber.

Um Achtsamkeit zu üben, gibt es verschieden Methoden und Übungen. Meditation, Atemübungen, Qigong und Yoga um nur einige zu nennen.

 

Eine schöne Übung, die man leicht selbst versuchen kann ist, sich z.B. jeden Morgen 5 Minute Zeit zu nehmen, sich auf seine Atmung zu konzentrieren und sich dabei selbst zu fragen: „Wie geht es mir heute?“ oder „Was beschäftigt mich jetzt gerade?“. Mit dieser kleinen Übung beginnt man jeden Tag mit einem wertvollen Dialog mit sich selbst.

Angst

Angst ist ein Gefühl, das jeder von uns gut kennt. Sie gehört zum Menschen wie Freude, Hoffnung, Trauer und Wut. Wir haben Angst, wenn eine Situation gefährlich oder bedrohlich erscheint und wir subjektiv das Gefühl haben, wir können diese nicht bewältigen. Neben der emotionalen Komponente hat die Angst zusätzlich noch drei weitere Ebenen. Nämlich die vegetative, die kognitive und die motorische Ebene.

Der Symphatikus, der Teil unseres vegetativen Nervensystems, der unseren Körper in Stresssituationen auf eine erhöhte Leistungsfähigkeit vorbereitet, fährt hoch und löst Schweißausbrüche, Herzklopfen, schnelle Atmung und Mundtrockenheit aus. Auf der kognitiven Ebene nehmen wir unsere Umwelt anders wahr. Wir sehen z.B. nur noch die Gefahrensituation und blenden alles andere um uns aus (Black Out in Prüfungssituation). Des Weiteren kommt es zu einer erhöhten Anspannung der Muskeln, die bis hin zur völligen Erstarrung gehen kann.

Bei all den negativen Aspekten ist die Angst evolutionsbiologisch betrachtet ein sinnvolles Gefühl, das unser Überleben sichert. Sie hilft uns in Gefahrensituationen durch den aktivierten Sympathikus dabei, z.B. leistungsbereit für die Flucht zu sein. Allerdings kann unser Angstsystem auch – z.B. durch einen stressreiche oder traumatische Kindheit – aus dem Tritt geraten. Wir empfinden dann Angst, obwohl es objektiv gar keine Bedrohung gibt. Unser gesamtes System ist in Alarmbereitschaft versetzt. In bestimmten Situationen zittern, schwitzen wir plötzlich, haben Herzrasen, feuchte Hände und wissen meist nicht warum. Dies kann unser Wohlbefinden und auch unsere Beziehungen nachhaltig beeinträchtigen.

Amygdala

Die Amygdala ist der Teil des Gehirns, der für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist. Sie wird auch Mandelkern genannt. Dieses Areal in der Tiefe des Gehirns bewertet alle eingehenden Signale und schlägt bei bedrohlichen Informationen sofort Alarm. Nach starken, insbesondere mehrfachen stressvollen Erfahrungen kann dieser Mechanismus allerdings so aus dem Ruder laufen, dass die Amygdala sozusagen ständig die Sirene heulen lässt – selbst bei harmlosen Ereignissen.

Auch Schlafentzug kann diese Wirkung hervorrufen. Der "Angstwächter" im Hirn wird dann so überempfindlich, dass er zwischen positiven und negativen Signalen nicht mehr unterscheiden kann und die Betroffenen geraten in Dauerstress.

Auch bei depressiven Menschen ist die Amygdala konstant übererregt und filtert aus den eingehenden Signalen hauptsächlich das Negative heraus.

Bindung

„Bindung ist das gefühlsgetragene Band, das eine Person zu einer anderen spezifischen Person anknüpft und das sie über Raum und Zeit miteinander verbindet.“ (John Bowlby, Pionier der Bindungsforschung)

Die Bindung, die wir also bereits in der Schwangerschaft zu unserem Kind und umgekehrt aufnehmen, ist nicht beliebig austauschbar. Die Qualität der Bindung – zu unseren Eltern, Oma, Opa, Geschwistern, Freunden, Lehrern, Arbeitskollegen – hat zeitlebens eine Wirkung auf uns und kann positiv, aber auch negativ geprägt sein.

Die frühkindlichen Erfahrungen, die wir mit unseren wichtigen Bezugspersonen machen, begleiten uns ein ganzes Leben lang und sind grundlegend für unsere Entwicklung verantwortlich.

Burn-Out

Eine Zeit galt die Diagnose Burn-Out schon fast als Ritterschlag. Denn: wer ausbrennt, muss zumindest im Vorfeld für eine Sache gebrannt haben. Man ist bis an seine Leistungsgrenze gegangen, hat Großes bewältigt und ist jetzt einfach nur etwas erschöpft.

Burn-Out und Erschöpfung sind jedoch nicht das Gleiche. Zu der emotionalen und körperlichen Erschöpfung kommt noch hinzu, dass man innerlich eine Distanzierung und einen gewissen Zynismus gegenüber seinem (Arbeits-)Umfeld empfindet.

Ein Ungleichgewicht aus einem Übermaß an Anforderungen UND einem Mangel an Ressourcen (z.B. ausreichend Freizeit, empathische Beziehungen zu Freunden und Familie) führt zum Burn-Out.

Ein Burn-Out kann so gut wie jeden ereilen. ManagerIn, Hausfrau oder –mann, Studierende. Neben o.g. äußeren Umständen können auch die folgenden Verhaltensweisen den Weg in ein Burn-Out begünstigen: Perfektionismus, hohes Verantwortungsbewusstsein, Schwierigkeiten zu delegieren, das Gefühl, stark sein zu müssen, permanente Erreichbarkeit, bzw. fehlende Erholungsphasen, Partnerschaft und Familie als Last empfinden, anhaltende gesundheitliche Probleme sowie Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch.

Man versucht sich anzupassen und verliert mehr und mehr den Kontakt zu den eigenen körperlichen, emotionalen und seelischen Bedürfnissen. Wenn dies über einen längeren Zeitraum passiert, findet man aus der Abwärtsspirale nicht mehr den Weg hinaus. Manchmal wird das Burn-Out von depressiven Symptomen begleitet: Verminderter Antrieb, Gefühl der Gefühllosigkeit, gedrückte Stimmung, Interessensverlust, Ein- oder Durchschlafprobleme, vermindertes Selbstwertgefühl, etc.

 

Sollten Sie vermuten, dass Sie sich in der Abwärtsspirale befinden, können Sie hier den Test machen

Depression

Die Depression ist nicht gleichzusetzen mit Traurigkeit und ist auch kein Burn-Out.

Ein wichtiges Kriterium für die Abgrenzung zu Burn-Out und Trauer, ist der Verlust des Selbstwertgefühls. Des Weiteren sind Interessensverlust, ein Gefühl der Gefühllosigkeit, Schlafstörungen, innere Unruhe, vermindertes geistiges Leistungsvermögen, deutliche Gewichtszu- oder abnahme und Suizidgedanken zu nennen.

In den letzten Jahrzehnten wurde, gemäß Studien von allen großen gesetzlichen Krankenkassen, eine Zunahme der depressiven Erkrankungen und die Verlagerung des Ersterkrankungsalters nach vorne festgestellt. Die Ursachen dafür sind wahrscheinlich veränderte Lebensbedingungen wie neue Familienstrukturen, hohe Leistungsanforderungen, geringere Bereitschaft, psychisches Unwohlsein zu ertragen, erhöhte Hilfserwartung an die medizinische/psychosoziale Versorgung sowie ein besseres Erkennen depressiver Störungen durch Ärzte.

Epigenetik

Die Epigenetik ist ein relativ junges Forschungsgebiet. Bis vor kurzem nahm man an, dass wir nur durch unsere Gene definiert sind. Basierend auf Darwins Forschungen glaubte man, dass z.B. unser Körper, unser Aussehen, aber auch unser Temperament und die Krankheiten, die wir bekommen, genetisch festgeschrieben und damit unausweichlich, bzw. unveränderbar sind.

Der aktuelle Kenntnisstand zu dieser These ist, dass die Gene mit ihrer Umwelt kommunizieren und sowohl an- als auch abgeschaltet werden können. Hierfür lagern sich spezielle Signalbotenstoffe gezielt an bestimmten Genen an. Dieses Sich-anlagern wird z.B. durch Stress, bestimmte emotionale Zustände oder auch ungesunde Ernährung begünstigt. Verändert man seine Lebensumstände, kann dies häufig auch zu Veränderungen der Genaktivierung z.B. einer Krankheit führen. Wir sind also unserem Genpool, den wir von unseren Vorfahren mitbekommen haben, nicht machtlos ausgeliefert, sondern können durch Veränderung in unserem Verhalten und im Umgang mit uns selbst zu unserer eigenen Gesundheit beitragen.

Inneres Kind

Das Innere Kind ist eine modellhafte Betrachtungsweise unserer inneren Erlebniswelten. Wenn wir mit unserem Inneren Kind in Kontakt treten, sind wir in der Lage, die Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus unserer Kindheit mit Abstand zu betrachten. Wir können unser Inneres Kind in den Arm nehmen und ihm Trost spenden. Gemeinsam in der Therapie lernen wir so, unsere Beobachtungen und Erkenntnisse über diese Zeit für uns selbst zu nutzen. Wenn wir die Wunden der Vergangenheit sehen lernen, können diese heilen und wir finden zu einem liebevolleren Umgang mit uns selbst.

Meditation

Stille – Mitte – Selbstrealisierung. Das alles wird mit Meditation assoziiert. Es gibt unterschiedliche Formen von Meditation. Manche ähneln der Konzentration, manche der Kontemplation, manche Ziele scheinen unerreichbar, wie z.B. nicht zu denken. Schlussendlich geht es immer darum, den inneren Dialog, den wir sekündlich mit uns führen, zu befrieden. Abstand zu gewinnen. Zum Beobachter zu werden. Wenn wir uns selbst beobachten können, sind wir in der Lage, uns zu steuern. Wir erlangen so die Fähigkeit, frei zu entscheiden, wie wir uns verhalten. Ohne innere Antreiber, ohne Zwänge, ohne unbewusste Mechanismen. Durch die Meditation gelangen wir zur Freiheit im Ich. Zur Essenz unseres Seins.

 

Zur Wirkungsweise der Meditation wird mittlerweile weltweit an renommierten Instituten geforscht. Sehen Sie dazu hier eine interessante Reportage "Wie Meditation das Gehirn umbaut" aus der Reihe Planet Wissen bei BR alpha.

Präfrontaler Cortex

Der Präfrontale Cortex oder auch Frontallappen ist salopp gesagt der „Regisseur“ im Gehirn. Er bildet unsere Persönlichkeitsstruktur, da er für die sog. höheren Kognitionen (z.B. Denken, Wahrnehmen, komplexe Probleme lösen, Situationen vorausschauend beurteilen, Ziele entwickeln, etc.) verantwortlich ist und dabei gleichzeitig den aktuellen und individuellen emotionalen Zustand mit einbezieht. Darüber hinaus ist er mit den Arealen des Gehirns verbunden, die für die Motorik zuständig sind.

Während des Autofahrens zu sprechen und dabei gleichzeitig den Verkehr im Blick zu haben und zu analysieren, wo evtl. Gefahren drohen könnten oder das Verhalten von Verkehrsteilnehmern vorauszuahnen, ist eine Höchstleistung des menschlichen Gehirns, die vor allem von unserem „Regisseur“ vollbracht wird. So ist es nicht verwunderlich, dass wir für die Entwicklung dieses Teils des Gehirns ganze 25 Jahre benötigen.

Bei vielen psychischen Erkrankungen, wie z.B. der Depression, zeigen sich Veränderungen im Präfrontalen Cortex. Der Bereich, der für das Setzen von Zielen und die positiven Gefühle verantwortlich ist, ist auffällig wenig aktiv.

Psychotherapie

Die Seele wird krank. Das ist kein ungewöhnliches Phänomen, sondern „passiert“ jeder zweiten Frau und jedem dritten Mann mindestens einmal im Leben.

Aber wann sollte man sich Hilfe suchen? Wenn der Leidensdruck zu hoch wird und wenn dies nicht nur mich selbst, sondern auch mein Umfeld, meine Beziehungen, beeinträchtigt.

Wir sind nicht auf dieser Welt um alles alleine zu schaffen. Sich Unterstützung zu suchen, ist ein zutiefst menschlicher Zug. Aber welche Therapieform ist die richtige?

Hier gibt es keine finale Aussage. Sowohl die kognitive Verhaltenstherapie als auch die tiefenpsychologisch fundierte Therapie helfen nachweislich. Wichtig ist, dass man seinem Gegenüber, die/den Therapeutin/en, Vertrauen entgegenbringen kann, bzw. sie oder ihn sympathisch findet. Die therapeutische Beziehung ist ein wichtiger Wirkungsfaktor für die Besserung der Symptome. Daher ist es sinnvoll, sich jemanden zu suchen, der empathisch auf meine Bedürfnisse reagiert und bei dem ich mich verstanden fühle.

Resilienz

Als Resilienz bezeichnet man die Widerstandsfähigkeit von Menschen, die in krisenhaften Situationen dennoch ihre psychische Stärke behalten und diese scheinbar unbeschadet überstehen. Sie haben die Fähigkeit, sich erfolgreich an die neue Situation anpassen und sind nicht aufgrund der Umstände z.B. zusammengebrochen (was man hätte verstehen und erwarten können). Man wird nicht „resilient“ oder eben nicht „resilient“ geboren. Vielmehr hängt diese Widerstandsfähigkeit von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der individuellen Persönlichkeit, den sozialen Bindungen im Umfeld (Familie, Freunde) und den gesellschaftlichen Einflüssen.

Schlaf

„Besonders aber gebe man dem Gehirn das zu seiner Reflexion nötige, volle Maß des Schlafes; denn der Schlaf ist für den ganzen Menschen, was das Aufziehen für die Uhr.“

 

Was der große deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) schon damals so trefflich beschrieben hat, stimmt auch heute noch. Zwar wurde die Funktion des Schlafes noch nicht vollends entschlüsselt, jedoch wissen wir bereits, wie wichtig ein guter Schlaf für unsere Gesundheit und unser Gedächtnis ist. Während der Nacht durchleben wir unterschiedliche Schlafphasen. Die bekanntesten sind der REM-Schlaf (Traumschlaf) und der Tiefschlaf. Im Tiefschlaf räumt das Gehirn sozusagen auf. Alle unwichtigen neuronalen Verbindungen, die tagsüber geknüpft wurden, werden wieder gelöscht. Nur die dicken Synapsen, die für Inhalte stehen, mit denen wir uns viel beschäftigen oder die emotional gefärbt sind, bleiben erhalten. So wird gewährleistet, dass wir das am häufigsten gebrauchte Wissen (dicke Synapsen) speichern und am nächsten Tag wieder aufnahmebereit für neue Inhalte sind. Je besser wir schlafen – Tiefschlaf! – desto leistungsfähiger sind wir. Ein guter Schlaf ist für unser Funktionieren also tatsächlich so wichtig, wie das Aufziehen einer Uhr.

 

Dazu auch hier ein interessanter Link zu einem Vortrag von Prof. Dr. Jan Born, Neurowissenschaftler sowie Schlaf- und Gedächtnisforscher, der am 17. März 2015, 19:00 Uhr in der Goethe-Universität Campus Bockenheim, Hörsaal VI, Frankfurt am Main, stattfand.

 

Süddeutsche Online 11.10.2018 Schlafforschung: Wieviel Schlaf ist optimal?


Quellenangaben:

Bauer, Joachim: Arbeit. Warum unser Glück von ihr abhängt und warum sie uns krank macht. Blessing, München (2013)

Lieb, Frauenknecht, Brunnhuber: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München (2012)

Nelting, Dr. Manfred: Burn-Out, wenn die Maske zerbricht. Goldmann Verlag, 2014

Wikipedia (Inneres Kind)

Schöps, Corinna: Wann die Seele Hilfe braucht. Die Zeit, Nr. 46/2016